StartseiteArtikelFeinschmecken mit rotierenden Tellern

Die essener Gourmet-Meile bot uns mal wieder die Gelegenheit, das zu tun, was man sich im Restaurant nur verstohlen und im Geheimen traut: nämlich die Teller zu tauschen und reihum jeden in der Runde alles probieren zu lassen. Auf diese Art kann eine kleine Gruppe, die keine Probleme damit hat, wenn alle vom gleichen Teller essen, bei dem traditionellen Sommer-Event einen kulinarisch erlebnisreichen Abend auf höchsten Niveau erleben. Aber Vorsicht: Ganz einfach ist diese Art der Eßkultur nicht. Im ungünstigen Fall kann es wie die Kosakenzipfelgeschichte von Loriot enden.

Rechnen wir es einmal durch. 4 Personen genießen an 6 Stationen jeweils 2 Gerichte. Das ergibt 12 verschiedene Gerichte die zwischen 5 und 9 Euro kosten. Nehmen wir 7 Euro als Durchschnittspreis, ergibt das 84 Euro. Dazu kommen dann noch 42 Euro für 12 Glas Wein für jeweils 3,50 Euro. Rechnen wir nochmal 2 Euro pro Gericht dazu, weil man öfter das teurere Gericht nimmt oder manchmal zu einem teureren Wein greift, so kommen wir auf insgesamt 150 Euro. Bei der gebotenen Qualität ist das ein wahres Schnäppchen.

Mit dem Wetter hatten wir dieses Mal großes Glück: Bei richtig gutem Wetter, wäre es vermutlich unerträglich voll gewesen. So war es „nur“ gut besucht und wir mussten nicht zu lange anstehen. Auch haben wir immer ohne Probleme einen Eßplatz an einem der Biergartentische oder an einem Stehtisch finden können. Apropos Tisch. Interessant ist, dass sich auf der Gourmet-Meile das Tischgespräch immer sehr stark auf das bezieht, was man auf den Tellern hat. Hier trifft man sich nicht um irgend einen Klatsch auszutauschen, oder ‚mal in Ruhe etwas durchzusprechen. Stattdessen richtet sich die Gespräche zwangsläufig auf das Essen, wodurch sich das Geschmackserlebnis intensiviert.

Die Möglichkeit des Schnupperns um Neues kennen zu lernen relativiert sich für den Stammkunden etwas. Die Restaurants neigen dazu, Stammgerichte immer wieder anzubieten, um damit eine Wiedererkennungsmarke zu setzen. Wenn diese Gerichte dann auf der persönlichen Favoritenliste stehen, kommt man eigentlich nicht um sie herum. Also wieder den Dominostein von der Entenleber bei Hannappel, wieder die Gnocchi bei La Grappa und wieder die Crespelle bei Lucente.

Bei Lucente hätten wir gerne Wurzeln geschlagen. Ziegenkäse im Speckmantel auf Rucola mit Feigen-Senf-Dressing, Vitello Tonnato und schließlich ein göttliches in Balsamico geschmortes Ochsenbäckchen. Damit der Abend nicht zu einseitig wurde, verschmähten wir das uns bekannte Thai-Curry-Süppchen und die Spaghetti Aglio-Olio-Peperoncino. Beides wurde mit einer Black-Tiger-Garnele serviert.

Als neues Restaurant war das Acquario aus Essen-Steele dabei. Das italienische Restaurant von Riccardo Papa ist uns seit langem bekannt und wird von uns geschätzt. Auf der steeler Gourmet-Meile, die immer im Spätsommer zusammen mit einer Oldtimer-Rallye stattfindet, hat das Acquario-Team die notwendigen logistischen Erfahrungen gesammelt. Sein bewährtes Duo di Bruschetta hat das Restaurant mitgebracht.

Erfreulich für Essen ist es, dass türkische Restaurants heute in der kulinarischen Oberliga der Stadt vertreten sind. Das Tablo ist seit einigen Jahren auf der Gourmet-Meile präsent. Wir hatten eine orientalische Vorspeisenplatte und auf den Punk zubereitete Lammlachse mit sautierten Cocktailtomaten.

Zum Abschluss ging es für ein Tiramisu nochmal zu Lucente.


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