Gut genächtigt und gegessen …
… hat der Blogger jetzt in einem Kurzurlaub in Saarburg. Für eine Woche ‚raus aus dem Alltag! Nicht zu weit weg! „Maximal 4 Stunden Fahrt ohne Hast“ war die Vorgabe. Was der Oktober vielleicht noch zu bieten hatte, an Milde, vielleicht an Sonne und vermutlich an Regen, wollten wir noch mal bewusst auf uns wirken zu lassen. Im November lassen wir uns dann wieder in die heimische Höhle und in die berufliche Parallel-Welt treiben.
Die Mosel war die Idee. Die Saar ist es geworden. Leider ist es immer wieder aufwendig eine gute Ferienunterkunft zu finden. Die Anfragen bei verschiedenen Suchportalen ergeben eine unglaubliche Ergebnisflut, von der man das meiste gleich in den digitalen Mülleimer werfen kann. Oft geben sich auszusortierende Unterkünfte schon durch miefige (und vermutlich ehrliche) Bilder zu erkennen. Danach bleibt ein kleiner Rest und es bleibt die Frage, ob man den verlockenden Bildern und Versprechungen vertrauen kann. Schließlich ringt man sich zu einer konkreten Anfrage durch, und dann ist die Wohnung belegt. In diesem Falle sind wir aber zuletzt in sehr erfreulicher Weise fündig geworden. Unsere Unterkunft wurde die zweite Etage im Rokokohaus am Wasserfall in Saarburg. Schaut Euch die Bilder von den Wohnungen auf der Web-Seite an. Genauso war es.
Saarburg liegt etwa 20 km südlich von Trier. In der Mitte der kleinen historischen Altstadt verbindet ein Wasserfall und ein Stadttor eine Ober- und eine Unterstadt. Im Mittelalter hat man gezielt den Bach Leuk mit einem Kanal durch den Ort geführt, wo er sich dann über einen Grad 17 Meter in die Tiefe stürzen kann. Oben auf dem Buttermarkt reiht sich heute Café an Café und zwischendurch fließt gemächlich die Leuk. Dann der tosende Wasserfall und der Blick auf Mühlräder und Unterstadt. Und dann gibt es noch die Burg. Im Nu ist man aus der Altstadt hoch gelaufen und von dort hat man einen schönen Blick auf die Stadt und die Saar. Umgekehrt hat man von der Saar aus einen imposanten Blick von unten auf Burg, Unter- und Oberstadt. Und nicht zu vergessen der Blick von der Ferienwohnung von oben in das helle Zentrum der Stadt und in Richtung Saar.
Auf der anderen Seite der Saar sieht man das Hotel Villa Keller, dessen Restaurant uns von unserer Vermieterin empfohlen wurde. Am ersten Abend war man dort leider ausgebucht, sodass wir in das dahinterliegende Wirtshaus ausweichen mussten. Es gehört aber auch zum Familienbetrieb Villa Keller. Hier waren wir dann so zufrieden, daß wir am nächsten Abend wieder aufschlugen. Jetzt war es umgekehrt. Im Wirtshaus war alles ausgebucht, doch im Restaurant hatte man noch ein Platz für uns.
Im Restaurant hatten wir uns für das Tagesmenü entschieden. Das war eine Kürbiscrémesuppe und eine Poulardenbrust mit Steinpilzsauce. Ehrlich gesagt, musste man darin keine großen Erwartungen setzen. Kürbissuppe macht in dieser Jahreszeit jeder, der Gemüsesuppen selbst zubereitet. Das gelingt fast immer ohne besonderen Aufwand. Dagegen kann eine Poulardenbrust nur derjenige anbieten, der naiv ist, der Mut hat oder der Perfektionist ist; denn oft wird sie zu trocken und zu fad. Da muss man wirklich auf den Punkt arbeiten. Wenn es gelingt, ist eine Poulardenbrust eine zurückhaltende und angenehme Fleischbegleitung zu einer Sauce, die lieber selbst im Vordergrund stehen will. So war es hier. Zunächst waren wir aber von der Suppe überrascht, denn uns wurde eine kräftige ausgewogene Brühe serviert, die mit geschlagener Sahne legiert war, und der gänzlich der Gemüsebreicharakter fehlte. Wirklich ausgezeichnet. Die zweite Überraschung des Menüs war, dass zum Hauptgericht zwei geschmorte Chicorée-Hälften gehörten. Ich habe mal behauptet, dass Restaurantköche Angst vor Gemüse haben. Hier wurde die Angst entweder überwunden oder sie war nicht vorhanden. Ein einzelnes Gemüse wurde mit deutlichem Anspruch auf Gleichberechtigung zum Fleisch gesellt. Mit Chicorée bewegt man sich zudem auf einem schwierigem Terrain. Salz, Sauer, Süß müssen wohldosiert dazukommen, damit die Bitterstoffe des Gemüses als willkommende Dissonanz wahrgenommen werden. Gelungen! Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Käseteller, auf dem auch ein Stück von einem Früchtekuchen war. Besonders mit dem Blauschimmelkäse war das sehr interessant.
Im Wirtshaus gibt man sich etwas rustikaler und lockerer aber trotzdem mit einem gewissen Anspruch an die Küche. Wir hatten eine frisch gebackene Laugenstange mit einer Knoblauchcréme, einen Endiviensalat mit Speckstreifen, und einen Flammkuchen mit Speck und Zwiebeln. Das war einfache Küche, doch in einer Qualität, wie man es sich wünscht.
Schweifen wir jetzt noch etwas in die Umgebung ab. Natürlich muss man an der Großen Saarschleife gewesen sein und bei Villeroy & Boch. 1801 kaufte die Familie Boch in Mettlach eine ehemalige Benedektienerabtei an der Saar, wo sie ein Werk errichtete. Heute ist hier noch immer die Hauptzentrale der Firma und ein Museum zur Firmengeschichte. Hier werden die drei Sparten Tischkultur, Sanitärkeramik und Fließen firmenhistorisch präsentiert, wobei der Hobbykoch und Foodblogger natürlich zum Tischbereich eine gewisse berufliche Beziehung hat. In einem Raum wurde gerade eine große Tafel im Rokokostiel neu gedeckt. Am Tisch saßen schon einige lebensgroße Gipsfiguren. Fast erschien es mir aber, als wenn die verbreitete Hektik mit dem Geschirrgeklapper das eigentliche Ausstellungsstück darstellte. Üblicherweise endet ein Museumsbesuch im Museumscafé, das hier fast eine Keramik-Puppenstube ist.
Wir fanden es noch interessant, dass zwei Sprösslinge der Familie Boch als impressionistische Maler bekannt geworden sind: Eugène Boch und Anna Boch. Eugène war mit van Goch befreundet und es gibt ein Porträt, das van Goch von Eugène Boch gemalt hat.
Jetzt reisen wir noch weiter in die Vergangenheit: zu den alten Römern: Das Mosaik von Nennig wurde 1852 entdeckt und ist der besterhaltene römische Kachelboden nördlich der Alpen. Nicht weit davon ist die Villa Borg. Hier hat man ein altes römisches Anwesen restauriert, das sich ein römischer Herr ehemals dort eingerichtet hatte; vermutlich eine Strafversetzung in den kalten und regnerischen Norden der damals bekannten Welt. Natürlich war für uns die Taverne des Hauses eine Gelegenheit einzukehren und nach römischer Art zu speisen. Wir hatten „IN OVIS HAPALIS“ (gekochte Eier mit Pinienkern-Mandel-Sauce), MORETUM (Brotaufstrich aus Frischkäse, Knoblauch, Olivenöl und Kräutern mit hausgebackenem Dinkelbrot) und LENTICULUM DE CASTANEIS ET LUCANICAE (Linsengericht mit Kastanien und lukanische Wurst).
Zuletzt will ich noch erwähnen, dass wir in Saarburg schöne regionale Rieslinge und Weißburgunder getrunken haben. Daher noch ein Foto von dem Weinberg aus, der direkt hinter dem Stadtzentrum liegt. Und zu allerletzt nochmal einen Dank an unsere freundliche Gastgeberin. Nicht nur, dass sie ein Geschick bei der Gestaltung der Ferienwohnungen gezeigt hat, auch dieses Zitronenbäumchen gedeiht prächtig unter ihrer Obhut. Der in den Norden strafversetze Römer würde vor Neid erblassen.
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