Blanquette de Veau
Wenn wir uns im Urlaub in Frankreich aufhalten, bereiten wir gerne ein Blanquette de Veau zu. Das ist ein Kalbsragou in heller Sauce und ein traditionelles Gericht der französischen Alltagsküche. Zum Einsatz kommt hier Kalbsbrust, mit oder ohne Knochen und in grobe Stücke geschnitten. Auch wenn die Brust der billigere Teil des Kalbes ist, sollte sie gut abgehangen sein. Das ist leider der Grund, warum wir das Gericht zu Hause in Deutschland nicht zubereiten. Bei uns muss das Fleisch ja frisch sein und Kalbfleisch gilt überhaupt in Deutschland zunehmend als Exot.
Das Fleisch mild in Butter anbraten und salzen. Ganze und halbierte Charlotten hinzu tun. Mit Weißwein angießen, sodass alles leicht bedeckt ist. Wir würzen mit Lorbeer, Nelken und Pfeffer (ganze Körner). Zwei Stunden oder mehr bei sehr milder Hitze und geschlossenem Deckel köcheln lassen. Zuletzt einen guten Schuss Sahne hinzugeben. Wenn wir schon mal in Frankreich sind, kaufen wir im Supermarché Crème Fraîche im Halbliter-Töpfchen. Daraus schöpfen wir großzügig. Am besten nur Baguette dazu essen, und ich neige auch wieder zum Suppenteller und empfehle einen Löffel griffbereit zu halten.
Apropros Löffel. Eigentlich hätte ich den Artikel gerne Der, Die, Das getitelt. Aber solche Rätselüberschriften sind in der heutigen auf Suchmaschinen orientierten Welt leider tabu. Das kann sich vielleicht eine Zeitschrift erlauben, die sich als Ganzes verkauft. Da kann sich ein einzelner Artikel aus der Masse hervorheben, in dem er gerade nicht gleich verrät, worum es darin geht. Der Löffel, die Gabel, das Messer! Ich stelle mir vor, das sind drei Gefährten in einer Geschichte, denen man Charaktere zugeordnet hat. Die Gabel ist natürlich die Chefin, die sagt, wo es lang geht und die auch einen großen Teil der Arbeit verrichtet. Das Messer ist der eingebildete Prinz, der sich als Mann für’s Schwere bereit hält und sich schont. Lass doch die anderen schuften. Der Löffel ist der plumpe und dümmliche Arbeiter, den man bei edlen Speisen lieber in der Schublade lässt.
Das spiegelt das typische Rollenverständnis wider. Zu meiner Küche passt es aber gar nicht. Oft benötige ich neben Messer und Gabel zusätzlich den Löffel. Dann müsste man drei Hände haben. Ich brauche daher ein neu konzipiertes Besteck, das aus genau zwei Teilen für die beiden Hände besteht, das aber auf geniale Weise die drei Funktionen von Löffel, Messer und Gabel in sich vereint. Berücksichtigt man, dass ein Löffel der gleichzeitig Messer ist, ausfällt (wer will sich schon den Mund aufschlitzen), so bleiben die beiden Kombinationen Löffel und gleichzeitig Gabel, und Gabel und gleichzeitig Messer. Der Gabel-Löffel ist in der linken Hand. Er ist im wesentlichen Löffel. Vorne ist er aber so geformt, dass er auch ein Stück Fleisch festhalten kann, während die rechte Hand mit der Messer-Gabel in der Messer-Funktion das Fleisch zerschneidet. Die Messer-Gabel ist der Arrangeur auf dem Teller die alles sortiert und portioniert und schließlich dem Löffel zuführt. Und der Gabel-Löffel führt die Speisen zum Mund. In Ausnahmen kann die Messer-Gabel etwas aufspießen und auch zum Mund führen. Ich denke die Gefahr, dass man sich dabei die Lippen aufschneidet ist gering.
Warum muss die Welt immer komplizierter werden? Das ist mal ein Vereinfachungsvorschlag.
Neben dem Wasser, welches dem geneigtem Leser bei der Lektüre des Rezeptes dieses bestimmt sehr köstlichen Gerichts im Munde zusammenläuft und der Wehmut, die durch die Begriffe „Frankreich“ und „Urlaub“ ausgelöst werden, blitzt aber in den Untiefen des Gedächtnisses der Begriff „Göffel“ auf. Dieses nützliche Werkzeug, das es sogar bis in die Wikipedia geschafft hat, kann vielleicht die „Essprobleme“ (auch wieder so ein Stichwort, das die Google Suchmaschine erfolgreich auf Abwege befördert 😉 des Autors ein wenig mindern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Essbesteck#Mischformen